Tag 1 bis 3
Um 8:16h setzten wir den ersten Schritt bei der Pfarrkirche St. Jakob bei Thal/Graz.
Sicherheitshalber kehrten wir bereits nach rund einem Kilometer beim Cafe
Manifredi ein, um uns mit Kaffee und Toast für den langen Weg noch zu
stärken.............
"Maßlose Eile schaden tut,
maßvolle Weile, die ist gut"
Asphalt, Beton, von Menschen geprägte Urbane- und Siedlungslandschaften sind unser
Umfeld während den ersten Tagen unserer Reise. Nur selten geht es über kurze
Wald- oder Forstwege, wie der steil steigende Serpentinenweg auf St. Pankrazen.
Lokale Sehenswürdigkeiten wie das Monument "Feinseeliger Liebochtaler
Weststeirer", der "Frauenbrunnen", das "Buchhaus Geistthal", das
Lipizzanergestüt Piber, die Altstadt von Köflach und unzählige religiöse Bauten
(Kapellen, Materln, Erinnerungskreuze, Kirchen) machen den Weg zwar
interessant, aber wirklich schön sind die Ausblicke, die man von den Anhöhen
aus, auf das Gebiet Graz und Umgebung erhält.
Ab dem Altgasthof "Zum Lustigen Bauer" (nach Köflach) ändert sich dann ziemlich abrupt
die Landschaft. Es wird grün und still.................Wald, Wiesen, Almen...........nur
vereinzelt abgelegene Bauernhöfe. Musste man noch wenige Stunden vorher den
Trubel der Fußgängerzone in Köflach und den Lärm der Packer Bundesstraße
ertragen, ist es jetzt plötzlich ganz ruhig geworden. Und diese Stille, die uns
umgibt, bringt uns dazu, selbst still zu sein. Das Rauschen des Waldes, das
Singen der Vögel und ab und an das Plätschern des Baches stören diese Stille
nicht, vielmehr sind dies die Stille !
Besondere Freude mit uns hatte die Kellnerin Resi vom Stadtcafe Bärnbach ---- eine
Frohnatur durch und durch, -deren ganze Lebensgeschichte wir bereits nach einer
halben Stunde erfuhren. Ihre Einladung zur nächtlichen Discotheken-Tour mussten
wir aber leider dankend ablehnen ----- die Strapazen des Tages waren doch zu
groß gewesen.
Tag 4 bis 7
Ab dem Hirzmann Stausee wird die Strecke merklich anspruchsvoller. Man macht
Höhenmeter und davon nicht zu knapp. Der Badesee liegt idyllisch in einer
Senke, umgeben von bewaldeten Ufern. Es ist viel ruhiger als am nahegelegenen
Stausee Soboth, die Anzahl der Badegäste ist überschaubar und das einzige
Buffet am See vermittelt familiäre Atmosphäre.
Auf die im Wanderführer angepriesenen Höfe der "Pilgerfreundlichen Familien" sind wir sehr
oft gestoßen, jedoch angetroffen haben wir bei solchen nie jemanden. Angenehm
überrascht waren wir beim vlg. Bäckenhubenbauer-Hof, deren Besitzer sich ganz offensichtlich
wirklich um das Wohl der Pilger bemühten. Ein nett gestalteter, überdachter
Brunnen in dem sich (von Quellwasser gekühlte) Getränke befanden, noch dazu gut
sortiert (Bier,Schnäpse,Limonaden,Mineral) mit Sitzmöglichkeiten........hier macht man
einfach gerne Rast.
Das verschlafene Modriach war schnell durchquert; die Besteigung der Skipiste beim
Hoiswirt ein sehr anstregender; sehr freundlich der Wirt beim Hoiswirt, der
sich zu einem Plauscherl zu uns gesellte. Mangels Quartiermöglichkeiten in Osterwitz (es
gibt im ganzen Ort exakt null Gasthöfe/Cafes) mussten wir am Abend des Tag
4 noch den 200m Aufstieg zur Trahütter-Hütte hinter uns bringen.
Merke : > Um 18,30h richten die Wirtsleute bei der Trahütter-Hütte niemanden mehr ein Zimmer zurecht ! >
Die Nacht verbrachten wir in der luftigen
Scheune, ohne Strom und ohne jede Waschmöglichkeit, auf Matratzen, die wohl zu
Zeiten als der Hit "Ein Bett im Kornfeld" komponiert wurde (1976), hergestellt
worden sind. Wie dem auch immer sei, wir befinden uns ja auf einer Pilgerreise
und nicht auf First-class-Urlaub, also halb so schlimm..................wenn nicht diese €
20,00 pro Person (in Worten : zwanzig Euro) gewesen wären............................!
Der Aufstieg zur Handhöh und wenig später auf den Speikkogel waren anstrengend, sogar sehr
anstrengend. Aber es ist schon ein erhebendes Gefühl wenn man den Gipfel
erreicht hat. Unser persönlicher "Everest", der höchste Punkt aller
europäischen Pilgerwege -----2140m, der Große Speikkogel, ---- er ist überwunden.
Besondere Gastfreundlichkeit erlebten wir in der Dreieck-Hütte, in der wir über fünf
Stunden "hängen" blieben. Inmitten einer illustren Runde von Alm-Pächtern,
anderen Wandergruppen und musizierenden, gut gelaunten Wirtsleuten verbrachten
wir einen sehr lustigen Nachmittag, bei dem wir natürlich auch unseren
persönlichen Flüssigkeitshaushalt mit Most und Enzian nach der schweißtreibenden
Koralpen-Tour wieder regulierten.
Tag 8 bis 11
Den Weststeirischen Jakobsweg hinter uns lassend, sind wir ab nun auf der historischen Jakobsroute unterwegs. Der Unterschied ist eklatant und schon nach
wenigen Kilometer unschwer erkennbar. Hügel und Berge werden möglichst umgangen und der Zick-Zack-Kurs weicht einer möglichst geraden Linie Richtung Westen. Die
Almlandschaft der vorangegangen Tage weicht einem buntem Mix aus kleineren bis mittleren Ortschaften, Flüssen und Stauseen, ebenen und leicht hügeligen
Abschnitten, Asphalt-, Schotter-, Forst- und Wiesenwegen, laute und stille Abschnitte. Während jedem einzelnen dieser Tage durchquert man quasi einmal dieses
Vielerlei. Pilgerkastln, Pilgerfreundliche Familien und Pilgerbetriebe sucht man vergebens. Den letzten Pilgertreffpunkt am Wege erreicht man wenige Stunden
nach Lavamünd, beim Turnerhof in Pudlach. Ab dort sind dann die in allen Pilgerlektüren und auf der Homepage des Pilgervereines so hoch und oft gepriesenen
Pilgereinrichtungen nur mehr ein Mythos.
Die Südkärntner sind ein extrem freundliches und hilfsbereites Volk. Besonders zu hervorheben ist hierbei der Fährmann von Ferlach, der uns - für ihn quasi wildfremde
Personen - aufgrund eines Telefonates mit seinem Eigen-PKW abgeholt, ein Nachtquartier besorgt und reserviert, uns zu diesen gebracht, dies absolut
unentgeltlich und uneigennützig gemacht und uns damit an diesem Tage aus einer Misere befreit hat.
Unser Zig Zag bewies abends in Ferlach einmal mehr sein ausgeprägtes Gespür in jeder ihm noch so fremden Umgebung auf Anhieb die Tscheranten-Schenke des Ortes zu
finden. Dort an dieser kleinen, stickigen, blaudunstvernebelten Bar fühlten wir uns auf Anhieb geborgen, verstanden und heimelig. Die Wanderung tags darauf war
dadurch zwar etwas mühsamer als gewohnt,....aber wir sind ja auf Pilgerreise und nicht auf der Flucht.
Beeindruckt waren wir von den durchwegs repräsentativen Innenleben der Kirchen in Südkärnten (zumindest bei den wenigen in denen wir auch Zugang fanden). Wahrlich
Kleinode architektonischer, bildhauerischer und malerische Kunst.
Tag 12 bis 15
Diesen Abschnitt mussten wir ohne unseren Pilger-Bruder Zig-Zag gehen, der leider dienstlich verhindert war.
Versäumt hat er das Lederhosen- und Dirndltreffen beim großen Feuerwehrfest in Lind, das "betreute
Trinken" in der Spitaler Bar `NoName` (aus sozialisierungstechnischen Gründen vollzogen), gefühlte 1000 Stufen auf den Stadtpfarrturm, die redefreudige aber
hilfsbereite Nonne (die letzte Ihrer Zunft in Villach), die endlose Schlucht des Siflitzergrabens, die allseits bekannte Gemeinde Türkei in Kärnten, den
atheistischen Hippie-Künstler der uns mit biergeschwängerten Argumenten unser Vorhaben ausreden wollte, den liebevolle
gestalten Pilgertreff Salvados Destillounge in Großegg und natürlich den Gipfelsturm auf das Goldeck.
Es sind gesellige Leute die Drautaler, deren Kulturform des "Betreuten Trinkens" durchaus positive Erinnerungen bei uns hinterlassen hat.
Tag 16 bis 19
Steinfeld --> Berg --> Dellach --> Lienz --> Abfaltersbach --> Sillian --> bis ins Südtirol.
Idllylische Landschaften, Schafherden, beeindruckende Bauernhof-Ensembles, steil in den Himmel ragende Felstürme, eigentümlicher Frauentypus, imposante Burgen, zahllose Bäche, gusseisene Grabkreuze, Postkarten-Ausblicke und freundliche Menschen…………ein wahrhaft schöner Abschnitt unseres Weges.
Tag 20 bis 24
Die Anfahrten zu den Ausgangspunkten der jeweiligen Etappen werden merklich länger, wodurch sich diesmal der Start des Fußmarsches bereits auf den mittleren Vormittag verschoben hatte. Aber keine 15 Minuten unterwegs, wurde uns bereits ein visuelles Highlight in Form der charmanten, hilfsbereiten und bezaubernden Grundschullehrerin von Vierschach geboten……
….aber der Weg führte uns weiter………..zunächst zur touristisch aufgeschlossenen Gemeinde Innichen und weiter zum Ursprungsort der Drau, der Quelle dieses 750km langen Flusses. Seit Lavamünd sind wir der Drau gefolgt. Zunächst als großen breiten Fluss, später als Bach, schließlich als Bächlein und hier im Nirgendwo hieß es nun Abschied nehmen von einem Rinnsal.
Radfahrer und Joggerinnen trifft man bei diesem Abschnitt zuhauf; sämtliche Kirchen sind offen und frei zugänglich; die Ortschaften gepflegt mit sehenswerten Kernen, allesamt Tourismusgemeinden; eine ungewöhnliche Dichte an alten Burgen und Festungen; der Pilgerweg relativ flach ohne besondere Höhenmeterüberwindungen; bei einigen Abschnitten hoher Geräuschpegel aufgrund der Zweirad-Begeisterten auf den Straßen.
Tag 25 bis 29
Laut ist die Strecke Richtung Brenner. Immer parallel zur Autobahn, Bundesstraße und Bahn gestaltet sich der Weg nervenaufreibend. Der Ort Brenner ist de facto ein riesiges Einkaufszentrum, mit unzähligen Geschäften und Marktständen………..kein Ort zum Verweilen für einen Pilger. Ein kurzer Blick auf die Wanderkarte --à direkt nach dem Grenzübergang, ein Wanderweg der Erholung verspricht -------> Sattelbergalm, Postkarten-Idylle
Weiter nach Stainach ----> Innsbruck, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigt ---> Hatting, das Pfarrfest besucht ---->Risenstift Flaurling ----à Ritz
Tag 30 bis 33
Zisterzinserkloster Stams ----> Silz -------> Karres -----> Kronburg -------> Landeck ------> St. Anton ----> über den Arlberg
Tirol pur !
Tag 34 bis 38
Es ist Mitte Mai und wir bahnen uns den Weg bei dichtem Schneegestöber den Arlberg talwärts.
Vorarlbergerisch verstehen zu wollen ist für uns Ostösterreicher ein sinnloses Unterfangen. Kosten für Unterkünfte, Nahrung etc. sind mit Überschreitung des Arlbergs sprunghaft angestiegen. Eine besondere Form der Gastfreundschaft wird uns mehrmals im Ländle zu Teil : Man wird von flüchtigen Zufallsbekanntschaften in deren privaten Wohnungen eingeladen, zu Kaffee, Kuchen und netten Plauscherl. Man grüßt sich auf der Straße, egal ob in Dörfern als auch in den Städten. Kirchen und Kapellen sind unversperrt und der Pilgerweg ist ausgezeichnet beschildert.
Schöne Landschaften, nette Leute……..Vorarlberg ist nicht schlecht, aber rasch durchschritten.
In der Ostschweiz angekommen überrascht uns das farbenprächtige Appenzell mit seinen Sehenswürdigkeiten.